Ms Belvedere – Budapest, Schiffsführung und Lichterfahrt
Ich habe ja nun schon viele Kreuzfahrtschiffe gesehen und wie ich auch schon geschrieben habe ist diese Reise von Budapest nach Passau meine erste Flussreise. Natürlich habe ich auch ständig den Vergleich zum Hochseeschiff im Hinterkopf .
Aber dies muss man sich gleich einmal aus dem Kopf schlagen. So ein Flussschiff ist eine ganz eigene Welt. So fährt die Belvedere mit nur 42 Mann Besatzung, eigentlich ein schon fast familiäres Verhältnis. Man muss auf Biegen und Brechen auf engen Raum miteinander zurechtkommen.
Ein riesiges Unterhaltungsprogramm wie man es von z.B. Clubschiffen erwartet suchen Sie vergebens. Es mag merkwürdig klingen aber man verpasst nichts. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ bleibt mein Credo für eine Flussreise. Nehmen Sie auf jeden Fall ein Buch mit.
Aber von Anfang an… Die Anreise war super organisiert ohne besondere Rückfragen wurde alles richtig gebucht. Eigentlich nicht besonders erwähnenswert. Von einer Reederei wie Transocean mit so viel Erfahrung erwartet man auch nichts anderes. Und genauso findet man die Belvedere vor. Das einchecken Minutensache. Man bekommt seine Kabine gezeigt und los geht’s. Ich erspare mir hier die Dusche oder das Bett oder die Wasserpreise zu beurteilen.
Die Belvedere erfüllt einen 4 Sterne Standard zu mindestens was die Kabine und das Schiff an sich angeht. Besonders positiv auffallend der perfekte unaufdringliche Service. (Danke Renata) Schon am ersten Abend wurde ich namentlich angesprochen. Der neu gewählte Slogan der Reederei „Höchst persönlich“ wird hier für mich beeindruckend umgesetzt. Das Hotel und die Küche sind selbstverständlich in Österreicher Hand.
Viele Anfragen hatte ich zur Internetlösung an Bord der MS Belvedere. Für 5 Euro pro Tag oder 15 Euro die Woche können Sie an 2 Terminals online gehen. Das halte ich für durchaus preiswert und habe ich auch noch nie billiger gesehen. Aber glauben Sie mir, ich habe dort Niemanden das nutzen sehen.
Und auch ich habe neu entdeckt dass man auch ohne Internet leben kann. Plötzlich hat man Zeit kommt zur Ruhe … Mein erster Eindruck vom Personal ist ebenso positiv. Nach einem kurzen Sektempfang gab es eine Schiffsführung in der erstaunlicher Weise auch die Kühlhäuser und Crewbereiche gezeigt wurden. Alles wirkt sehr sauber und von schlechten Arbeitsbedingungen wie man in letzter Zeit öfter mal von Flussschiffen gehört hat, kann hier zu mindestens nicht die Rede sein. Ich habe mich am ersten Abend für die Lichterfahrt durch das abendliche Budapest entschieden. Prachtvolle Gebäude, oder vielleicht sollte man sagen ehemals prachtvolle Gebäude zeugen von einer besseren Zeit. Nachts beleuchtet wirkt es fast wie ein Theaterstück.
Übrigens es leben 1,5 Mio. Ungarn in der Hauptstadt und nur 10 Mio. im ganzen Land. Denn Abend lasse ich mit Kollegen an der Bar ausklingen.
Übrigens erreichen Sie in fast jedem Hafen die Stadt auch auf kurzen Wegen zu Fuss. Einzige Ausnahme war Wien, hier liegt die Belvedere in Nußdorf etwas ausserhalb.
Dienstag: Andenken und endlich mal fahren
Nach dem der Anreisetag sehr lang war habe ich es am Dienstag dann mal etwas langsamer angehen lassen. Den Ausflug in die Puszta um 8 Uhr am Morgen spare ich mir und ich frühstücke in Ruhe. Mit 2 Mitreisenden entscheide ich mich für den Fußweg in die Stadt um die Markthallen zu besichtigen. Und da haben wir schon die nächste Eigenschaft einer Flusskreuzfahrt.
Sie lernen Ihre Mitreisenden sehr schnell kennen und können oder müssen wenn Sie mögen gar nicht alleine bleiben. Das charmante Ehepaar ist, wie sich später herausstellt die Familie Nyary. Josef Nyary ist ein nicht unbekannter Autor und Kritiker, dies sollte ich allerdings auch erst nach der Reise feststellen.
Wir kaufen ungarischen Pfeffer als kleines Mitbringsel. Auf dem Rückweg zum Schiff gibt es das erste ungarische Bier und beim Mittagessen stellen wir mit Entsetzen fest „Das Essen ist zu heiß“. Eine völlig neue Erfahrung die wir natürlich mit Begeisterung teilen. Die Reise verspricht interessant zu werden.
Um 13 Uhr geht es dann endlich los, wir legen ab. Die Belvedere gleitet fast lautlos durch die Donau.
Leider spielt heute das Wetter nicht somit aber mein Eindruck bestätigt sich. Es gibt an Bord nichts zu verpassen.
Die Belvedere zeigt mir dass diese Art zu reisen besonders gut geeignet ist dem Stress des Arbeitslebens zu entkommen, natürlich nur dann wenn man auf den ersten Ausflug gegen 8 Uhr auch verzichten kann.
Bratislava ist die nächste Station auf unserer Reise die wir pünktlich am nächsten Morgen erreichen. Preßburg sagten die Deutschen früher, ist heute die Hauptstadt der Slowakischen Republik mit ca. 5,4 Mio. Einwohnern.
Wenn Sie nach Bratislava/Preßburg kommen sollten Sie auf jeden Fall die Altstadt nicht vergessen. Am besten zu Fuß können Sie sich die Schönheit der Plätze und der vielen ehemaligen Adels und Bürgerhäusern erschließen. Gegen Mittag reisen wir weiter Richtung Wien und hoffen auf besseres Wetter. 2 mal 1200 PS treiben die Belvedere Richtung Wien.
Die Strömung ist auf Grund des hohen Wasserstandes stark und die Belvedere
muss ordentlich arbeiten. Das leichte vibrieren hat schon was Beruhigendes.
Es ist Donnerstag und ich kenne bereits das ganze Schiff außer den Nyarys finden sich weitere prominente Kollegen. Dieter Bromund nebst Gattin vom Seereisenmagazin (aber auch Krimiautor) und Peter Tönnishoff der Herausgeber des führenden Kreuzfahrtmagazins „Welcome Aboard“. Die geballte Macht der Kreuzfahrtpresse. Sie können sich vorstellen wie interessant dies für mich war.
Der Altersdurchschnitt ist relativ, bei (ca. 70 Jahren) hoch und vergleichbar mit einer klassischen Kreuzfahrt vor vielen Jahren. Die Buchungen steigen im Flussbereich
nicht so rasant an wie auf Hochseeschiffen.
Das liegt besonders daran das sich die Hochseereedereien erfolgreich neue Zielgruppen erschlossen haben und besonders das Schiff zum Ziel gemacht wird in Form eines Freizeitparks. Eine solche grundsätzliche Änderung ist auf dem Fluss nicht festzustellen. Dennoch fahren auf der Donau derzeit über 80 Passagierschiffe und befördern Gäste. Da kann es auch einfach am Überangebot liegen das die eine oder andere Rederei mit Buchungen zu kämpfen hat. Was fehlt also auf den Flüssen? Eine AIDAfluss …? Oder ein Angebot welches sich direkt an jüngere Menschen richtet mit einem entsprechenden Programm?
Die Habsburger Stadt Wien…
Wir haben, auf unserer Flusskreuzfahrt, Wien erreicht und ich entscheide mich an Bord zu bleiben, denn es spielt Deutschland gegen die Niederlande im Rahmen der Europameisterschaft.
Dieses Spiel wird auf einer großen Leinwand an Bord eingespielt, wie wir alle wissen, hat sich die Entscheidung gelohnt.
Wien selbst hat 1,6 Mio. Einwohner und gilt heute nach vielen Wirrungen als eine kreative und kulturell sehr aktive und interessante Hauptstadt. Und obwohl in Österreich keine Adelstitel mehr geführt werden gilt gerade diese Vergangenheit als besonders wichtig für die eigene Identifikation vieler Wiener. Der Glanz vergangener Zeit ist nicht nur überall zusehen sondern wird auch im Gegensatz zu Budapest intensiv gepflegt. Für viele Amerikaner ist gerade ein Besuch im Sisi Schloss Schönbrunn der Hauptgrund für einen Besuch in Wien. Auf dieser Flussreise der Belvedere kann man die Orte KK (Habsburger) Monarchie eindrucksvoll erleben. Die Puszta , Schloss Gödöllö oder Schönbrunn. Meine Empfehlung: Zur Einstimmung auf diese Reise sehen Sie sich die Sissi Trilogie an.
Diese Filme haben zwar wissenschaftlich keinerlei Bedeutung bieten aber einen emotionalen Einstieg in das Thema. Was sollten Sie in Wien nicht verpassen: den Stephansdom, die Hofburg, Das Schloss Belvedere, die Fußgängerzone und ein Besuch in einem richtigen Kaffeehaus.
Ich habe mich an diesem Nachmittag für die Führung in Schloss Schönbrunn entschieden und werde gleich durch die Reiseführerin enttäuscht. In allen Erklärung kommt deutlich herüber das Sissi gar nicht so beliebt war wie man es aus den Filmen kennt? Ich bin persönlich betroffen… ! Ich muss also mein Bild über die Habsburger korrigieren. Was nach der Führung bleibt sind 2 Dinge… Sissi war trotz allem eine schöne Frau und zweitens Schönbrunn ist eine Massenabfertigung. Man kommt sich vor wie am Flughafen. Wenn man es dann über eine der Schleusen hinein geschafft hat, wird man, oder besser wurde ich, von den eher bescheidenen Ausstellungen enttäuscht. Der angrenzende Andenkenshop erfüllt dann wieder in Sachen Größe und Preis alle internationalen Vorgaben.
700 Eier 450kg Fleisch und 80 kg Zwiebeln später….
Diese meine erste Flussreise überhaupt ist nun vorüber und es ist Zeit ein Fazit über Flussreisen aber auch über die MS Belvedere zu ziehen. Grundsätzlich kann man sagen die Belvedere ist ein gut geführtes 4 Sterne Hotel. (Kein Wunder hier werkeln Österreicher) Nicht mehr aber auch nicht weniger. Das Preisleistungsverhältnis stimmt. Warum also nun die MS Belvedere, schließlich gibt es ja genug Angebote. Die Belvedere lebt eindeutig und dies ist mir jeden Tag deutlich geworden, von seiner Crew die den Service unaufdringlich mit Charme erledigt, immer mit einem Lächeln im Gesicht, und von einem Kapitän der trotz seines noch jungen Alters ein Original ist. Das schöne dabei ist das man sich hier nicht wichtiger nimmt als man ist und nicht ständig mit Angeboten oder anderen evtl. kostenpflichtigen Sachen nervt. Und wenn dann mal wiedererwartend nicht alles perfekt ist schaut man, als Gast, gerne darüber hinweg.
Ja und zum Schluss möchte ich mich herzlich für die Einladung bei Transocean bedanken. Ich konnte mir ein Bild von Flussreisen machen und musste für mich selbst auch so manche falsche Vorstellung korrigieren. Aber eines bleibt …der Wunsch nach einer Nächsten vielleicht etwas längeren Tour…!
Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung!
Claus Blohm
Kreuzfahrt-Guide Donau: Passau – Schwarzes Meer
noch mehr Bilder! Hier der Bericht über die TC Bellevue