Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen. Das wusste bereits der deutsche Dichter Matthias Claudius (1740-1815) als er in seinem Gedicht „Urians Reise um die Welt“ seinen Helden – übrigens auch auf einem Schiff – literarisch einmal um den Globus schickte.
Wenn auch Sie es Urian gleichtun und Ihr Fernweh mit einer Kreuzfahrt heilen wollen, sollten Sie vor allem als Neuling einige wichtige Dinge beachten. Um sicher zwischen Sein und Schein, Machbarem und Wunschdenken unterscheiden zu können, hier ein paar wertvolle Tipps, Tricks und Kniffe für Ihre erste Kreuzfahrt.
Faszination Fernweh
Wie weit möchten Sie in See stechen, welchen Ozean oder Fluss erkunden und wie lange unterwegs sein? Welche Strecke (per Auto, Bahn oder Flugzeug) sind Sie bereit zurückzulegen, um an Bord gehen oder von dort aus auch wieder nach Hause zurückkehren zu können?
Gerade für Kreuzfahrt-Neulinge sind diese und weitere Fragen eine wichtige Orientierungshilfe. Sollte es vielleicht zunächst eine Minikreuzfahrt sein, um die eigene Seetauglichkeit Seemeile für Seemeile zu ertasten? Oder wären auch eine 14-tägige-Karibik-Kreuzfahrt oder die dreiwöchige Expeditionskreuzfahrt ein guter Einstieg?
Welche Art von Kreuzfahrt liegt Ihnen am ehesten – Luxus, Klassisch, All-Inclusive? Nicht zuletzt spielt natürlich auch die Reisekasse eine wichtige Rolle. Schließlich soll eine Kreuzfahrt ja kein riesiges Leck ins Portmonee reißen. Und falls ja, dann soll sich das Leck auch wirklich lohnen.
Ehrliche Antworten auf diese Fragen und realistische Einschätzungen der eigenen Ressourcen (vor allem Zeit und Geld), erleichtern nicht nur die individuelle Reiseplanung, sondern vereinfachen am Ende auch die erfolgreiche Suche nach passenden Angeboten für Ihre erste Kreuzfahrt.
Die Qual der Kabinenwahl
Hat man das Reiseziel, die Route und auch die Reisedauer so weit wie möglich auf dem individuellen Reisekompass eingenordet, steht auch fast schon das Onboarding auf der persönlichen Route. Da auch auf hoher See gilt, dass man so schläft, wie man sich bettet, spielt die Wahl der Kabine/Kabinenkategorie eine wichtige Rolle – für den Preis der Reise ebenso wie für das persönliche Wohlbefinden während der Kreuzfahrt.
Manche Reedereien/Veranstalter bieten bis zu 20 verschiedene Kategorien. Darunter finden sich neben den günstigeren (weil oft fensterlosen und kleineren) Innenkabinen auch etwas exklusivere Meeresblick-, Balkon- oder Verandakabinen oder gar Suiten.
Teilweise brummt der Diesel-Motor des Kreuzfahrtschiffs in Kabinen am Heck lauter als in solchen, die am Bug liegen. Und falls Sie zu Seekrankheit neigen, sollten Sie in Sachen Kabinenlage eher zur Schiffsmitte hin tendieren, weil der Wellengang dort weniger stark zu spüren ist.
Alle an Bord!
Je nach Reiseziel(en) kann neben dem Reisepass auch ein Visum notwendig sein. Ähnliches gilt für Ihre Gesundheit. Neben der Auslandskrankenversicherung müssen Sie sich bei manchen Destinationen vor dem Ablegen auch gegen bestimmte Erreger impfen lassen.
Eine Besonderheit der verwaltungstechnischen Kreuzfahrt-Art findet sich im so genannten Schiffsmanifest. Dabei handelt es sich um ein Formular, das Sie vor Beginn Ihrer Kreuzfahrt ausfüllen müssen bzw. teilweise auch online ausfüllen können – mit Angaben zu Ihrem Namen, Geburtsdatum, Anschrift, Telefonnummer und auch der Reisepass-/Ausweisnummer.
Einmal drin, nicht mehr dran
Denken Sie vor dem Einchecken unbedingt daran, dass Sie Ihre (mit Namen und Heimadresse versehenen) Koffer erst wiedersehen, wenn Sie auf Ihrer Kabine sind. Alles, was Sie in der Zeit dazwischen benötigen, sollten Sie in jedem Fall in Ihrem Handgepäck verstauen. Das gilt übrigens auch beim Abschied nehmen. In der Regel stellen Sie nämlich Ihre Koffer abends vor Ihre Kabine und erhalten sie erst beim Verlassen des Schiffs wieder. Insofern sollten Zahnbürste, Schlafanzug und Co. am Abend zuvor ins Handgepäck umgelagert werden.
Bordkarte-Multipass
Niemals aus den Händen geben sollten Sie Ihre Bordkarte, die Sie zu Beginn Ihrer Kreuzfahrt ausgehändigt bekommen. Diese gilt auf Kreuzfahrtschiffen nämlich sowohl als Kabinenschlüssel, Ausweis und Zahlungsmittel. Ohne die Bordkarte kommen Sie nach Ausflügen nur noch schwer zurück an Bord. Gerät sie in falsche Hände, kann das teuer für Sie werden. Nicht zuletzt ist die Bordkarte auch eine wichtige Hilfe für die Besatzung, um nach jedem Auslegen sicher zu sein, dass kein Passagier vergessen wurde.
Auf Du mit dem Kreuzfahrtschiff
Zu Beginn von Kreuzfahrten gibt es Schiffsrundgänge. Einen solchen sollten Sie in jedem Fall machen, um sich später besser orientieren zu können. Das gilt auch für Fluchtwege. Um diese und andere zu kennen, ist mindestens eine Seenotrettungsübung, die in der Regel in den ersten 24 Stunden nach Ablegen ansteht, Pflicht für alle Passagiere.
Schiffskombüsen …
… sind die zahlreichen Restaurants natürlich längst nicht mehr. Vielmehr handelt es sich oft um kleinere und größere Gourmettempel, aber auch Büffet, Pizza und Pommes sind mit an Bord. Beimgesetzten Essen sitzen Sie an größeren Tischen mit anderen Passagieren. Dann heißt es Small Talk halten, anfreunden oder den Kellner unauffällig bitten, Sie (beim nächsten Mal) woanders hin zu setzen. Auch zu beachten ist beim Essen die Garderobe. Selbst wenn Shorts und Shirts nicht immer und überall verboten sind, kann das für Flipflops und Bikini/Badehose wiederum gelten. Und klar, beim (Kapitäns)-Dinner sollte es schon die elegante Abendgarderobe sein.
Tipps für die Tips
Auch wenn bei vielen Angeboten das Trinkgeld bereits im Reisepreis inbegriffen ist, kann man zusätzliche Tips als freiwilliges Muss verstehen. Viele Crew-Mitglieder bestreiten nämlich einen Großteil ihres Einkommens von den Extra-Dollars- oder -Euros. Andere Reedereien buchen Servicegebühren automatisch von der Bordkarte ab, als Trinkgeld für konsumierte Getränke an der Bar. Hier lohnen sich beim Buchen das Vergleichen und das Studieren des Kleingedruckten. Am Ende aber sollte vor allem das freundliche Personal mit einem ebenso freundlichen Trinkgeld bedacht werden. Wie viel Geld angemessen ist, erläutert Ihnen die Crew gerne und diskret.
In Verbindung bleiben
Es kann sich lohnen, vor Beginn der Kreuzfahrt ein Daten-Paket von mehreren Hundert MB über den Veranstalter/die Reederei zu buchen. Surft oder telefoniert man nämlich in den sieben Weltmeeren über das teure Bordsatellitennetz, kann das richtig ins Geld gehen.
Ausflugstipps pauschal oder in Eigenregie?
Jedes Kreuzfahrtschiff legt irgendwann irgendwo an. Welche Ausflüge dort angeboten werden, wie lange diese dauern und wie viel sie kosten, erfahren Sie oft schon im Vorfeld Ihrer Reise. Buchen können Sie die Städte-Trips dann ebenso vor dem Einschiffen oder auch direkt an Bord. Wichtig hierbei: Fragen Sie nach, ob es einen deutschsprachigen Guide gibt. Informieren Sie sich über die Route in der jeweiligen Stadt und am besten auch über die Kosten für einen Ausflug in Eigenregie. Oftmals nämlich stehen beim Anlegen bereits Busse und Taxen bereit, die Sie in die jeweilige Stadt bringen. Ein Vergleich kann in jedem Fall Kosten sparen.
Seekrank oder schaukelgesund?
Moderne Kreuzfahrtschiffe verfügen mittlerweile zwar größtenteils über Stabilisatoren, die den Wellen- und Seegang so erträglich und unscheinbar wie eben möglich machen. Dennoch sind Schaukelbewegungen und Anflüge von Seekrankheit nicht vollkommen auszuschließen.
Sie können dem flauen Gefühl im Bauch aber auch etwas vorbeugen. Berücksichtigen Sie beim Buchen beispielsweise, dass größere Schiffe sich ruhiger auf See bewegen als kleinere. Achten Sie bei Ihrer Kreuzfahrt auch auf die ausgewählte Route. Fahrten über den Atlantik oder die Nordsee sind von Natur aus und gerade im Winter etwas rauer. Kreuzfahrten in die Karibik wiederum oder auch über das Mittelmeer, sind vor allem im Winter respektive Sommer eher weniger von hohem Wellengang geprägt.
Ebenso senkt oder hebt auch die Wahl der Kabine den Daumen über die Seekrankheit. Wie bereits unter „Die Qual der Kabinenwahl“ erwähnt, liegt und schläft es sich irgendwo in der Mitte zwischen Bug und Heck am ruhigsten.
Nicht zuletzt helfen auch frische Luft, leichtes Essen oder, wenn nicht anders möglich, entsprechende Tabletten gegen die Übelkeit auf See. Zudem kann jeder Seekranke jederzeit den Schiffsarzt aufsuchen.