Reisebericht MS Amera

MS Amera Reisebericht Teil 2 – Lofoten, Kabeljau und Kunst

MS Amera Reisebericht 2023 – Text: Dieter Bromund Fotos: Petra Bromund

In Longyearbyen treffen sich die Arktistouristen, die per Schiff oder per Flugzeug anreisen, in zahlreichen Geschäften, Restaurants oder Hotels. Von hier aus starten weitere Ausflüge, doch die Stadt darf niemand verlassen ohne Begleitung eines Bewaffneten, der notfalls vor Eisbären schützt.

Ablehnung

Nur im Monopolladen, der unübersehbar neben dem Supermarkt Svalbardbutikken an der Hauptstraße in Longyearbyen liegt, kann man kraftvollen Alkohol erstehen. Ich wollte einen bei uns unbekannten Aquavit kaufen. Eine halbe Flasche war ohne Mehrwertsteuer für 190 Norwegische Kronen zu haben, für rund 18 € – immerhin. Vor dem Bezahlen bat mich die Kassiererin um meinen Flugschein. „Aber ich bin mit einem Kreuzfahrtschiff hier.“ „Dann kann ich Ihnen leider nichts verkaufen, das dürfen wir nur an Einheimische und Gäste, die mit dem Flugzeug anreisen“. Auf den Gedanken, einen Einheimischen um den Einkauf zu bitten, kam ich erst wieder an Bord.

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Suche

An Bryggen in Bergen, dort wo der Hafen vor dem Fischmarkt gleich endet, locken Souvenirläden dicht an dicht. Petra und ich hatten uns als erfahrene Bergenbesucher vorgenommen, diesmal kein Souvenir zu erstehen. Das gelang uns, bis wir in einem Silberladen die norwegische Version der Bremer Stadtmusikanten entdeckten – aus schwarzem Eisen. Auf einem Elch steht ein Bär, auf dem ein Fuchs und auf dem ein Kaninchen. Die Bremer Version samt Märchen ist weltbekannt. Doch was steckte hinter der norwegischen? Die Verkäuferin kannte keine Story über die vier aus dem Norden. Dennoch kauften wir die kleine Plastik. MS Amera Reisebericht- Und entdeckten später zu Hause, dass diese Stadtmusikanten gar nicht aus Norwegen, sondern aus Schweden stammen, aber auch dort ohne Geschichte sind.

Kreuzfahrtdirektorin Nadine Grasshoff, beherrschte ihr Metier, als habe sie nie etwas anderes getan, als einigen hundert Gästen eine glückliche Reise zu bescheren

Neue Gesichter

Bisher hatten wir auf unseren Reisen immer den einen oder anderen Phoenix-Mitarbeiter wiedergetroffen. Diesmal suchten wir vergebens nach einem bekannten Gesicht in Türkis und Weiß. Neue Gesichter, neue Sitten? Ja und Nein. Die neuen jungen Mitarbeiter überzeugten uns schnell. Ihre Chefin, Kreuzfahrtdirektorin Nadine Grasshoff, beherrschte ihr Metier, als habe sie nie etwas anderes getan, als einigen hundert Gästen eine glückliche Reise zu bescheren. An Kleinigkeiten merkten wir, was in der Corona-Zeit verändert worden war. Das Procedere der Ausflüge war sehr viel glatter geworden, und als im Bus das Bordmikrofon aussetzte fand der begleitende Bela souverän eine schnelle, alle Gäste befriedigende Lösung. Die ganz große Überraschung war die Show am vorletzten Abend in der Atlantik Show-Lounge unter dem kryptischen Titel „ Weltreise wegen Getränk“. Vier Herren aus dem Team – Daniel, Bela, Adalid und Mario – präsentierten in 130 Kostümen und Rollen mit 95 Liedern temporeich und humorvoll, was man während einer Weltumrundung erleben kann. Die Gäste jubelten vor Begeisterung.

Neue Shows

Zu Kreuzfahrten gehören abendliche Shows von Sängern, Tänzern und Akrobaten und zu den Gesangsdarbietungen Klassiker wie etwa „The Rat Pack“ oder ein „Tribute to Abba“. Uns gefiel der überraschend neue Stil, mit dem das Amera Showensemble Gängiges interpretierte. Und wir genossen, wie Songs von Tina Turner oder den Beatles als Programm mit artistischen Einlagen dargeboten wurden.

Die Crew Show war auf dieser Reise mit dieser Mannschaft aus Hotel, Küche, Restaurant und Bar ein lustvolles Ereignis. Um ihre Gäste kurzweilig zu unterhalten und mitzureißen, übten die dienstbaren guten Geister fast täglich halbstundenweise in ihrer knappen Freizeit und ernteten langen ehrlichen Beifall.

MS Amera Reisebericht – Neue Guides

Eine eher zufällige Neuerung erlebten wir in Tromsö, der Universitätsstadt. Die Fremdenführer, die uns bei Ausflügen Land und Leute, Geschichte und Gegenwart vorstellten, waren deutsche Studenten an der hiesigen Universität. Ihnen fiel es leicht zu erkennen, was uns Gäste interessierte. Sie konnten uns die unbekannten Seiten dieses schönen Landes schnell und dauerhaft vermitteln.

Schönheit

Wir besuchten ein schönes Land, in dem während unserer Reise die Sonne nie unterging. Es regnete nur einmal. Wir sahen winzige Dörfer, einsame Höfe, lebhafte Orte, eine quirlige Großstadt und atemberaubende Landschaften und fragten uns nur manchmal, wie man in einem Land leben kann, in dem im Winterhalbjahr die Sonne monatelang nicht aufgeht. Gibt da das Haus am Ende einer gut gebauten Straße vor einer Bergwand über einem Fjord wirklich die Wärme, die das eigene Herz im Winter braucht? Wie lebt man im Winter in Landschaften, die im Sommer wie aus einem Traum stammend aussehen, durch den wir schwebten?

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Kabeljau und Kunst

MS Amera Reisebericht – Die Lofoten sind die wohl bekannteste Inselgruppe vor der norwegischen Küste. Ich hatte sie lange vor meinem ersten Besuch kennengelernt durch ein Buch von Johan Bojer „Die Lofotfischer“. Es kostete als Taschenbuch damals 1,50 DM. Heute ist es nur noch antiquarisch zu haben für ein Vielfaches seines einstigen Preises. Bojer erzählt auf beeindruckende Weise von Kristaver Myran, einem Fischer der Lofoten des beginnenden 20. Jahrhunderts, als man Dorsch oder Kabeljau noch von Nordlandbooten aus fing, ein mühsames gefährliches Leben. Reich wurde man nur mit dem Einsatz von Dampfschiffen. Beide Leben werden auf bewegende Weise im Lofoten-Museum auf der Insel Storvågan präsentiert, das wir von Solvaer aus besuchten, mit 4500 Einwohnern größte Stadt der Lofoten. Petra widmete sich in Henningsvaer im „Lofotens Hus“ der größten Sammlung nordnorwegischer Gemälde, kehrte begeistert zurück und hatte auch erfahren, dass man heute mit dem Fang des Kabeljaus als Fischer gut Geld verdienen kann.

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Wiederkehr

Im letzten Hafen in Norwegen, Egersund, machten wir an einem Sonntag von 7 bis 12 Uhr fest. In diesem Fischereihafen gab es kein Ausflugsprogramm, uns blieb nur eine Wanderung ins Ortsinnere, ein paar hundert Meter weiter. Eine weißgestrichene hölzerne Kirche war geöffnet und ein paar Schritte entfernt saß ein Mann auf dem Vorschiff des großen Rettungskreuzers Kristian Gerhard Jebsen in der Sonne – mit den Füßen auf der Reling. Wir sprachen ihn neugierig an und erfuhren seinen Wachplan, 4 Wochen Dienst rund um die Uhr, 4 Wochen Urlaub. Einsätze waren im Sommer selten, im Winter häufiger, denn dieser Teil der norwegischen Küste wird durch vorgelagerte Inseln nicht geschützt. Jeder Sturm trifft also ungebremst aufs Land. Doch ganz verrückt, so der Wachhabende, ist es im Oktober und November, in denen an dieser Küste Hummer von jedermann gefangen werden darf. „Der Hummer macht die Norweger verrückt“, hörten wir. Der Rettungskreuzer wird wieder in ständigem Einsatz sein.

Phoenix Kreuzfahrten

Zum Abschied also noch einmal Neues über dieses Land, das dank Öl- und Gasfunden in wenigen Jahrzehnten von einem der ärmsten Länder Europas zu einem der reichsten der Welt geworden war. Und dabei seine Herzlichkeit und Schönheit behalten hat. Wir werden sicher wiederkommen.

Hier geht es zum ersten Teil des Reiseberichtes