Bild:Hafen Rostock

Landstrom für Schiffe: Warum eine „Profitcenter“-Debatte fehl am Platz ist

Die aktuelle Diskussion über die Kosten für Landstromversorgung hat hohe Wellen geschlagen, nicht zuletzt durch Felix Eichhorn, dem CEO von AIDA Cruises: „Strom für die Schiffe darf kein Profitcenter für Häfen werden.“ (Interview in der FVW 21/23) Aber weshalb eigentlich nicht?

Info: Landstrom kostet die Reedereien etwa das Dreifache … die Maschinen laufen lassen ist also deutlich billiger!

Erstens, wenn man diesen Ansatz verfolgt, dann müssten wir alle Unternehmen dazu verpflichten, ihre Produkte und Dienstleistungen zum Selbstkostenpreis anzubieten. Das ist natürlich illusorisch und widerspricht den Grundprinzipien der Marktwirtschaft. Wenn eine Tankstelle Benzin verkauft, erhebt sie einen Gewinnaufschlag – und das aus gutem Grund. Es gibt Betriebskosten, Löhne, Steuern und letztlich das Unternehmensrisiko, das finanziell kompensiert werden muss.

AIDAmar & AIDAsol – gleichzeitig an Landstrom in Warnemünde

Zweitens stellt sich die Frage nach den Investitionen. Wer hat in die Landstromanlagen investiert? Oftmals sind es die Häfen selbst oder lokale Behörden, die solche Projekte mit öffentlichen Geldern unterstützen. Diese Investitionen sind nicht unerheblich und beinhalten nicht nur die physische Infrastruktur, sondern auch die technologische Anbindung, Wartung und das Personal. Die Rückzahlung dieser Investitionen muss irgendwoher kommen. Wenn die Häfen keinen Profit aus der Landstromversorgung ziehen können, wer trägt dann die Kosten?

Drittens, ein Profitmotiv kann sogar förderlich sein. Es kann die Qualität und Zuverlässigkeit der Landstromversorgung sicherstellen, denn der Anbieter hat ein Interesse daran, seinen Kunden – in diesem Fall die Reedereien – zufriedenzustellen. Ein reiner Selbstkostenpreis hingegen bietet wenig Anreiz für Verbesserungen oder Modernisierungen.

Hamburg: Mein Schiff 4 bezieht jetzt erst erstmals Landstrom

Es ist verständlich, dass Reedereien wie AIDA Cruises, selbst Profit getrieben, wettbewerbsfähige Preise für Landstrom anstreben, da sie unter Druck stehen, ihre Umweltbilanz zu verbessern. Jedoch sollte dies nicht auf Kosten der Häfen gehen, die in die notwendige Infrastruktur investieren.

Es wäre sinnvoller, einen Mittelweg zu finden, bei dem Landstrom zu fairen Preisen angeboten wird, die sowohl die Investitionen der Häfen berücksichtigen als auch die ökonomischen Anforderungen der Reedereien.

Die Debatte um Landstromkosten sollte nicht polarisieren, sondern konstruktive Lösungen suchen, die allen Beteiligten gerecht werden. Profit als Motivator ist in der Wirtschaft nicht nur erlaubt, sondern oft auch notwendig – und das sollte auch bei der Landstromversorgung anerkannt werden.

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